13. / 27. November 2022: Versuch, die Rekonstruktion eines der bedeutendsten Bauwerke des Architekturgenies Schinkel zu verhindern
A) Schinkel ist vermutlich der beste Architekt, den Deutschland je hatte. Wir verdanken ihm die Neue Wache am Boulevard Unter den Linden, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und das Alte Museum neben dem Dom. Mit guter Architektur verhält es sich wie mit Pornografie. Es ist nicht immer leicht zu sagen, was sie ausmacht, aber wenn man davorsteht, erkennt man sie sofort.
Das bedeutendste Gebäude, das Schinkel errichten ließ, ist die Berliner Bauakademie, ein für das 19. Jahrhundert revolutionärer Ziegelbau, der nach einem Fliegerangriff im Februar 1945 erst ausbrannte und 1962 dann vom DDR-Regime abgerissen wurde. Bei jeder Straßenumfrage votiert eine klare Mehrheit für den Wiederaufbau, weshalb der Bundestag vor sechs Jahren einen entsprechenden Beschluss fasste und auch 62 Millionen Euro zur Verfügung stellte, um dem Bürgerwillen Rechnung zu tragen.
Eine eindeutige Entscheidung des Souveräns, Geld für die Rekonstruktion des geliebten Gebäudes: Ende gut, alles gut, sollte man meinen – tja, wenn da nicht die Architekten von der ins Leben gerufenen Bundesstiftung Bauakademie wären, die finden, dass Karl Friedrich Schinkel nicht mehr recht in die Zeit passt: zu alt, zu reaktionär und auch nicht ökologisch bewusst genug. .... Den vollständigen Text können Sie durch Anklicken des nachstehenden Links aufrufen Bitte hier anklicken (Datei P pdf 966)
B) Streit um Wiederaufbau der Bauakademie: Bekommt die Moderne eine Chance? Berliner Zeitung (27.11.2022)
........Die vom Bund gegründete Bundesstiftung Bauakademie soll das Gebäude auf dem alten Grundstück neu errichten und „als offene Wissens- und Dialogplattform“ unterhalten, wie es offiziell heißt. Zur Vorbereitung des Wettbewerbs hat die Bundesstiftung ein Expertengremium, neudeutsch „Thinktank“, einberufen.
..........Oktober 2022:; Das Problem: Den Mitgliedern des Thinktanks wurde im September durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesbauministerium, Sören Bartol (SPD), mitgeteilt, dass Berlin eine Gestaltungsverordnung zur Wiedererrichtung der Bauakademie plane. Auf die Vorschläge des Thinktanks wäre es danach also gar nicht mehr angekommen. Bartol versicherte den Teilnehmern des Thinktanks, er könne nachvollziehen, dass die Ankündigung „Irritationen ausgelöst“ habe. Der Bund und die Bundesstiftung sprächen sich aber „derzeit nicht für oder gegen eine historische Rekonstruktion aus“. (Exkurs: Die bisherigen Äußerungen aus dem Bereich der Bundesstiftung Bauakademie, daß aus den unterschiedlichsten Gründen eine Rekonstruktion nicht möglich sein dürften dies Äuerungen des Staatssekretärs allerdings relativieren, oder?
............Guido Spars, Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie, versicherte kurz darauf: „Die Bundesstiftung Bauakademie ist als Bauherrin und Nutzerin der Bauakademie einer ganzheitlichen, nachhaltigen Planung und Bauweise verpflichtet.“ Im Sinne Schinkels werde „diese Zukunftsgewandtheit am neuen Gebäude der Bauakademie auch ablesbar sein“.
...........27.11.2022: Die SPD geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hält unterdessen an der Wiederherstellung der historischen Fassaden fest. "Die Bauakademie sei ein "wesentlicher Teil der von Karl Friedrich Schinkel maßgeblich mitgestalteten einzigartigen Ensembles im historischen Zentrum von Berlin" Pallgen: " Am Standort der Bauakademie wollen wir einen Bau, der nachhaltig und klimagerecht errichtet wird und zugleich die baukulturellen Werte von Karl Friedrich Schinkel verkörpert und Bezug nimmt auf die historische Umgebung. Deswegen unterstützen weir die Wiederherstellung der historischen Fassade." Den vollständigen Text können Sie durch Anklicken des nebenstehenden Links aufrufen. Bitte hier anklicken (P pdf 1979)
Bauakademie: FAZ 5. Dezember 2022: Funktional nachhaltig ökonomisch und schön
(Gastbeitrag von Prof. Peter Stephan):
Seit der Wiedervereinigung besteht in Fachwelt, Politik und Gesellschaft ein breiter Konsens darüber, dass die Berliner Bauakademie, von 1832 bis 1836 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels errichtet und zu DDR-Zeiten abgerissen, wiederaufgebaut werden soll. Die Gründe, die hierfür sprechen, sind vielfältig. Politisch ist die Bauakademie völlig unbelastet.
Städtebaulich kann sie wieder zum entscheidenden Bindeglied zwischen Schloss, Zeughaus,
Kommandantur und Friedrichswerderscher Kirche werden. Kunsthistorisch war sie Inkunabel und Vorbild der Moderne – auf dem Feld der Industriearchitektur ebenso wie für den frühen Hochhausbau in Chicago. Sie gehörte zum Kulturerbe der Menschheit, weshalb die Welt auch einen Anspruch auf ihre Wiedergewinnung hat. Und schließlich ist sie denkmalpflegerisch bestens dokumentiert, ihr Figurenschmuck hat sich sogar fast ganz erhalten. In jeder Hinsicht also ideale Voraussetzungen für eine glaubwürdige Rekonstruktion.
Dessen ungeachtet verfolgt die Bundesstiftung Bauakademie in ihrer Eigenschaft als Bauherrin ein entgegengesetztes Ziel. Sie favorisiert eine völlig neuartige „klimapositive“ Modellarchitektur, die das Innovationspotential und die Nachhaltigkeit ökologischen Bauens demonstrieren soll. Vorsorglich hat Stiftungsdirektor Guido Spars die bisherige Zielvorgabe „So viel Schinkel wie möglich“ durch eine neue ersetzt: „So bauen, wie Schinkel es heute täte“......Den vollständigen Text können Sie durch Anklicken des nebenstehenden Links aufrufen. Bitte hier anklicken -P pdf 976 -
20230126 Bundesstiftung Baukulturakademie?
Der Wiedergänger des einstigen Berliner Schlosses ist fertig und als Humboldt Forum in Betrieb gegangen. Schräg gegenüber soll nun noch Schinkels Bauakademie, deren Ruine von der DDR weggesprengt wurde, wieder erscheinen, dieses Mal nicht »auferstanden aus Ruinen«, sondern aus dem Nichts. Den Aufbaube fürwortern geht es um das historische Stadtbild, um nichts anderes. Es gibt aber auch jene, denen die Institution am Herzen liegt*, Schinkels Vermächtnis, seine Idee von der Zukunft des Bauens, die zu Rekonstruktionsbestrebungen reziprok steht. Tapfer versucht deshalb die Bundesstiftung Bauakademie die Frage der Gestaltung ihres Neubaus offen zu halten. Auf der Website wird das Augenmerk auf Nebenschauplätze gelenkt, auf die vielen anderen Anforderungen an das Gebäude wie z. B. Energieeffizienz und Klimaneutralität, Ressourceneffizienz und Wirtschaftlichkeit. Pillepalle, weil unstrittig. Heftig umkämpft ist dagegen die Frage, ob der Bau als 1:1-Rekonstruktion, als Hybridlösung oder in moderner Gestalt errichtet werden soll. ..Den vollständigen Artikel können Sie durch Anklicken des nachstehenden Links aufrufen. Bitte hier anklicken (202030123).
* Exkurs: Und daran arbeitet die Errchtungsstiftung Bauakademie seit ihrer Gründung, nämlich an der Errichtung der Institution des Bauens, um die Ideen Schinkels und Beuths bei Berücksichtigung der KI als Wissens- und Forschungsgemeinschaft fortzuschreiben.
Berliner Zeitung,
Aufruf zum Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie
Seit 25 Jahren engagiert sich der Förderverein Bauakademie für den Wiederaufbau des Schinkelschen Gebäudes mit originalgetreuen historischen Fassaden. Fünf Jahre nach dem Beschluss des Bundestags, den Wiederaufbau mit 62 Millionen Euro zu finanzieren, haben der Förderverein und vier weitere Vereine einen Aufruf an die Öffentlichkeit gerichtet. Darin wird gefordert, die Bauakademie bei Berücksichtigung aktueller Vorschriften und nutzungsbedingten Anpassungen authentisch zu rekonstruieren. Das Motto: "So original wie möglich, so modern wie nötig."
Den vollständigen Text des Aufrufs können Sie durch Anklicken des nebenstehenden Links aufrufen. Bitte hier anklicken P pdf3919)

29.10.2022: Tagesspiegel: Schinkelsche Bauakademie Richtungsstreit um Gebäudehüllec.pdf
Die Baukammer Berlin (*).sowie eine Allianz von Bürgervereinen - darunter der Förderverein Bauakademie und der Verein Berliner Historische Mitte - haben sich in Pressemitteilungen für einen originalgetreuen Wiederaufbau des Bauakademiegebäudes in Berlin-Mitte ausgesprochen Dieser war zuletzt vom Gründungsdirektor der Bauakademie, Guido Spars, infrage gestellt worden. „Die Bundesstif‑tung Bauakademie ist als Bauherrin und Nutzerin der Bauakademie einer ganzheitlichen, nachhaltigen Planung und Bauweise verpflichtet. Im Sinne Schinkels wird diese Zukunftsgewandtheit am neuen Gebäude der Bauakademie auch ablesbar sein", sagte er am 19. Oktober. Geschäftsführer Peter Traichel forderte für die Baukammer: „Der Bund müsste klar sagen, was er an diesem Ort will. Eine weitgehend originalgetreue Wiedererrichtung oder eine zeitgenössische Neuschöpfung."(**) Das Land Berlin hatte eine Gestaltungsverordnung im Sinne einer detailgetreuen Rekonstruktion angekündigt (Der Tagesspiegel berichtete. Siehe Datei 20220917 Bauakademie: Berlin macht dem Bund Vorschriften Historische Rekonstruktion des Schinkel-Baus soll über Gestaltungsverordnung durchgesetzt werden (https://www.foerderverein-bauakademie.de/presseveroeffentlichungen.html?page_n10=2
*) https://www.foerderverein-bauakademie.de/vorab.html
**) Schinkelsdche Basuakademie ohneSchinkel? Siehe https://www.foerderverein-bauakademie.de/vorab.html

3. Februar 2023: KONKURRENT SCHINKEL BAUAKADEMIE: PFLICHT ZUR REKONSTRUKTION
Man stelle sich einmal vor. ein Architektenwettbewerb wird ausgelobt, und niemand bewirbt sich, weil auf der zu überplanenden Brache in prominentester Lage einst das Meisterwerk eines Genies stand, mit dem sich niemand in einer Art interepochalem Wettstreit messen möchte, schließlich kann man den nur verlieren. Der Architekt, der eine solche Demut entwickelt, müsste allerdings erst noch geboren werden. Und so fänden sich derzeit mehr als genug Kandidaten, die sich zutrauen. im Zentrum Berlins den Nachfolgebau von Karl Friedrich Schinkels Bauakademie nach eigenen Gestaltungsideen zu errichten.... Den vollständigen Artikel können Sie durch Anklicken des nebenstehenden Links aufrufen, Bitte hier anklicken -P pdf 20230204-